Sag mal Franzi...
Franzi war unsere dritte Teamrednerin und die erste, die aufgrund einer ganz öffentlichen Suche den Weg zu uns fand. Seither hat sie viele Brautpaare verheiratet, ist mittlerweile selbst unter der Haube und hat oft unter Beweis gestellt, dass der zunächst schwungvolle Titel "Wortakrobatin" ihr mehr als gerecht wird. Denn so kunstvoll und geistreich mit Worten zu jonglieren, das muss ihr erstmal jemand nachmachen. Auch Franzi habe ich gebeten, aufgrund unserer Jubiläumswoche mal in die Vergangenheit zu reisen und ein paar Gedanken aufzuschreiben. Ihr lest also ganz ungefiltert, das was Franzi sagt (und denkt)...
Wie alles Begann...
Ich erinnere mich, als sei es gestern gewesen.
Ich stand in einer mallorquinischen Eisdiele mit einer sehr guten Freundin – Anja, Hochzeitsfotografin. Wir hatten uns im Mai 2017 einen kurze Auszeit gegönnt. Ich war Vollzeit-Angestellte seit fast zwei Jahrzehnten. Weil man das eben so macht – gib nicht auf, was du dir erarbeitet hast, auch wenn du darin nicht mehr 100 % aufgehst. Bauhaus-Stil: Form folgt Funktion.
In den letzten Jahren hatte sich rückblickend schon Veränderung angekündigt. Persönliche Kontinentalplatten hatten sich so heftig übereinander geschoben, dass ein beeindruckendes Gebirge aus Höhen und Tiefen entstanden war. Retrospektiv weiß man, dass das IMMER passiert, wenn das Leben in den nächsten Gang schaltet – es ruckelt und der Motor jault (Wir erinnern uns alle gern an Pretty Woman: „Schönen Gruß vom Getriebe, der Gang ist drin!“).
Ich war in den voran gegangenen zwei Jahren zum öffentlichen Schreiben gekommen und hatte jüngst die Traurede einer Freundin gehalten – auf ihr Bitten hin und gegen meine anfängliche Gegenwehr. Ich, die in der 12. Klasse nicht mal genug Mumm in den Knochen hatte, ein Gedicht vor der Klasse vorzutragen? Reden? An einem der einschneidendsten Tage eines Paares?
Am Ende war es nicht nur ein JA der Beiden an diesem Tag, es war auch eines von mir. Ich hatte ungesucht etwas gefunden, dass das Glück anderer potenziert und meines gleich mit. Und ich hatte es in der Hand.
Da stand ich also mit meinem Schokoeis in der spanischen Sonne und einer Fotografin, die bereits seit Jahren erfolgreich selbstständig war. Zu diesem Zeitpunkt habe ich noch nicht darüber nachgedacht, es ihr nachzutun. Wir erinnern uns: Form folgt Funktion. Aber dieses Quell des Glücks nebenberuflich auszuüben – das wäre es doch. Und genau in diesem Moment sah ich auf mein Handy und sah: Karo. Oder besser, ihren Aufruf bei Facebook:
////Voll tolle Neuigkeiten////
Nachdem ich letztes Jahr Caro schon mit ins Boot holen konnte,
suche ich nun weitere Unterstützung.
Du hast Lust auf den schönsten Job der Welt?
Dann bewirb dich jetzt
Wir sind soooo gespannt.
(Darf auch gern geteilt werden.)
Es war der 22. Mai 2017. Und bestärkt von Anja folgte ich meinem ersten Impuls und schrieb Karo noch in der Eisdiele eine Mail. Betreff : #zuvergeben
Am 1. Juni trafen wir das erste Mal aufeinander, im Oma Lilo. Ende Juni stand fest: ich habe einen Nebenjob. Noch in der laufenden Saison stieg ich in die Ausbildung ein und begann zu verstehen, was es tatsächlich bedeutet „Trauredner“ zu sein. Es bedeutet Organisation, Weitblick, Empathie, Hingabe, Spontanität, Souveränität, Zeitmanagement. Es bedeutet Reden, Zuhören, Mitlachen, Mitweinen, Mitfühlen, Beraten, Beruhigen, Bestärken. Es bedeutet das Wetter beobachten zu lernen, tausende Kilometer im Auto zu verbringen, Sommerwochenenden aus dem privaten Terminkalender zu streichen, Muckis zu bekommen vom Setting-Schleppen und immer einen Notfall-Mary-Poppins-Koffer dabei zu haben. Zu schwitzen, zu fluchen, zu zweifeln und zu schreiben, schreiben, schreiben, schreiben.
Wollte ich das? Wirklich?
JA. (Ok, zwischendurch war ich mir nicht mehr so sicher :D)
Aber am Ende steht unterm Strich immer:
Wir machen Liebe hör- und sichtbar. Und dafür lohnt sich jeder Schweißtropfen und jede Träne.
Es kam, wie es kommen musste. Während meiner ersten Nebensaison 2018 verliebte ich mich so sehr in die Aufgabe, dass ich wusste: DAS ist eigentlich der Job, dem du den Großteil deiner Zeit widmen möchtest. Nach 17 Jahren im Anstellungsverhältnis sprang ich im Juni 2019 ins Freiberuflerbecken. Kaltes Wasser? Fühlte sich nicht so an. Ich war mir selten SO sicher, das richtige zu tun, wie in dieser Sache. Und auch wenn 2020 für Solo-Selbstständige im Veranstaltungsbereich eine Prüfung war: ich habe nicht einen Moment daran gedacht, aufzugeben. Warum nicht?
Ein Gast fragte mich mal nach einer Trauung: „Beruf oder Berufung?“ Die Antwort auf die erste Frage versteckt sich in der zweiten.
Fassen wir also mal ein paar Momente zusammen:
Mega Highlight?
War eigentlich ein kleiner Moment. Der Einzug eines meiner Paare, deren Geschichte ich – wie die meisten – bis ins Detail kannte. Und die war nicht einfach, zu nah waren sie an der Option, sich für immer zu verlieren. Mir wurde in dem Moment, als sie gemeinsam auf mich zukamen, so schlagartig bewusst, wie machtvoll Liebe ist. Welche Kräfte sie in uns aktiviert und wie klein daneben alles wird. Ich musste mit den Tränen kämpfen und wusste: mein Weg ist der Richtige.
Hab ich es mir so vorgestellt?
Nein. Nicht so komplex, weder von der Verantwortung und den Aufgaben, noch von der Emotionen.
Aber ich liebe es.
Gab´s Pannen?
Wie sangen das Bo so schön: „´Türlich, ´Türlich, sicher Digga!“ Eine Trauung ist im Bestfall der authentischste Spiegel des Lebens. Und da gibt es keine Perfektion. Vergessene Ringe, , versagende Technik., unerwartete Regengüsse, durch Windstöße umgeworfene Traubögen – überhaupt ist meist das Wetter unser Endgegner. Das. Passiert. Und aus jeder Panne – die immer auch eine witzige Anekdote sein wird – lernt man unfassbar viel. So viel mehr als aus den gelungenen Momenten.
Warum Heiraten trotzdem toll ist?
Siehe oben. Weil es um Liebe geht. Weil es Menschen verbindet, nicht nur das Paar. Weil es viel zu wenig Momente gibt, in denen wir so pures Glück erleben. Und weil die Verbindlichkeit, die zwei Menschen eingehen, ein Hoffnungsschimmer ist, in der Unverbindlichkeit, die sich mehr und mehr in die Herzen der Menschen schleicht.
Welche Hochzeit ich gern mal feiern würde?
Meine eigene :D
Die ist nämlich 2020 auch ins Wasser gefallen.
Einsamer Wolf oder Team?
Wolfsrudel. Weil ich mich 1000 % auf mein Team verlassen kann. Weil wir uns gegenseitig helfen, inspirieren und pushen. Weil da immer jemand ist, der das Licht anknipst, wenn´s mal dunkel wird – aber vor allem: weil da Menschen sind, die genau wissen, was dich bewegt.
Ich bin ein Original, weil:
...ich ein Ruhepol im Sturm bin. Und weil ich Worte finde, wo sie anderen fehlen. Und weil ich nichts mehr auf dieser Welt möchte, als der Liebe zurück auf den Thron zu helfen, wo sie hin gehört.
Danke Karo, dass du den Weg geebnet hast, mir Vertrauen geschenkt
und deine Welt für mich geöffnet hast.
Alles Gute zum JUBELäum. #einmaloriginalimmeroriginal
Credits
Titelbild
Fotoloft Erfurt
Bilder im Text
Fotostudio Grimma
Anja Feßer
Jonas Müller
Christin Schreiter